Die Lebenshilfe macht einen Sommerausflug auf dem Rollstuhl SUP
Als Projektpartner des SUP & Outdoor Vereins Lüneburg e.V. testete Nature-Guides gemeinsam mit dem Verein und der Lebenshilfe Lüneburg Rabensteinstraße Mitte Juli die neu konzipierten Rollstuhl- SUP Boards.
Die Rollstuhl-SUPs die von Nature-Guides entwickelt wurden, sind die ersten SUPs, auf denen Rollstühle sicher mitfahren können. Gemeinsam paddelten Menschen mit und ohne Behinderung die Ilmenau stromauf- und stromabwärts. Am Ende waren sich alle einig: Das macht MEGA viel Spaß.
Sehr gespannt kommen, auf Beinen und Rädern, die Teilnehmenden der heutigen Aktion auf die Wiese an der Ilmenau. Leicht skeptisch begutachten sie die gelben mit Luft gefüllten Boards, auch Mega SUPs genannt. Adrian Wachendorf, Geschäftsführer von Nature-Guides und Tüftler, hat seine Boards so weiterentwickelt, dass auf ihnen Rollstühle mitfahren können.
Heute wollen Bewohner einer Wohngruppe der Lebenshilfe diese Boards auf der Ilmenau testen. Gefördert wird diese Aktion, bei der Menschen mit geistig und körperlichen Behinderungen auf den großen SUPs sicher Platz finden, von der Aktion Mensch. Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, die Bewegung des Wassers zu spüren und vor allem an einer Sportart teilhaben zu können, die ihnen bisher auf Grund mangelndem Equipments vorenthalten war.
Die Spannung steigt als das erste Board ins Wasser gelassen und mit Seilen am Ufer befestigt wird. Dann darf Simon als Erster das Board berollen. Seine Mutter ist vielleicht aufgeregter als er. „Ich bin etwas wackelig auf den Beinen und habe es nicht so mit dem Gleichgewicht.“ sagt sie und hält sich an Simons Rollstuhl fest. Dieser wird an extra dafür angebrachten Ringen mit speziell entwickelten Spannsystemen am Board befestigt.
Ivan schaut neugierig zu, gibt nervöse Laute von sich und geht langsam auf das Board zu. Unterstützt von helfenden Händen betritt er barfüßig das SUP. Tanja, Mitarbeiterin der Lebenshilfe, ist verblüfft: „Also Ivan mag eigentlich keine Untergründe, die er nicht kennt und Wasser überhaupt nicht.“ Aber Ivan bleibt und will mitfahren.
Und so heißt es kurze Zeit später: „Petri Heil“: Zwei Rollstuhl-SUPs mit jeweils einem Rollstuhl und Menschen mit und ohne Behinderung paddeln ein Stück die Ilmenau stromaufwärts. Die Strömung lässt Ivan juchzen und Simons Arme wedeln. Seine Mutter hält sich noch etwas stärker an seinem Rollstuhl fest, schaut aber selig lächelnd auf ihren Sohn und das, von der Sonne glitzernde und dem SUP strudelnde Wasser.
Als die Mannschaften wieder am Steg anlanden, applaudieren die am Ufer zurückgebliebenen in ihren Rollstühlen und auf den Bänken. „Simon ist ganz ruhig und entspannt. Es scheint ihm gefallen zu haben.“ sagt Tanja und fast ihn sanft am Arm. „Ich bin ganz überrascht, wie stabil und sicher die Boards auf dem Wasser sind.“ sagt Simons Mutter und obwohl sie schon wieder festen Boden unter den Füßen hat, scheint sie noch etwas wackelig auf den Beinen. Sie schaut liebevoll zu ihrem Sohn und bestätigt: “Ja, es hat ihm sehr gefallen“.
Würden die Teilnehmer diese Tour empfehlen und finden sie, dass es eine gute Aktivität ist um Menschen mit und ohne Behinderung zusammen zu bringen?
Carmen, Wohnheimleiterin der Lebenshilfe, ist sich sicher, dass es für alle ein ganz besonderes Erlebnis war: „Man hat total schnell gar nicht mehr gemerkt, wer hier eine Behinderung hat und wer nicht. Alle haben sich gegenseitig unterstützt und geholfen. Auch für das Gruppengefühl hat das richtig was gebracht. Ich glaub auch dass unsere Bewohner richtig davon profitiert haben. Alleine die Erfahrung zu machen Ängste zu überwinden ist ja schon echt stärkend für das Selbstbewusstsein.“
Ivan nimmt seine Schwimmweste und räumt sie ordentlich zu den anderen. Dann setzt er sich auf die Bank, schaut auf das Wasser und die Mega SUPs, grinst und klatscht in die Hände.
Er wäre beim nächsten Mal vielleicht der Erste, der mit Schwimmweste und Paddel das Board entert und würde damit den anderen die Unsicherheit ganz schnell nehmen.